Alle Hunde wurden früher als Gebrauchshunde gezüchtet. Sei es als Hütehund, Jagdhund, Begleithund - jeder hat seine Vor- und Nachteile. In der heutigen Zeit überwiegt bei all unseren Hunden der Begleit- und Familiencharakter. Die Hüte- und Treibhunde müssen keine riesigen Schafsherden mehr führen. In der Jagd haben sich einige Rassen einen wahren Ruhm erarbeitet und sind fest verankert. Viele Rassen sind deshalb vom Aussterben bedroht, haben einen kleinen Genpol. Andere Rassen haben ihren Nutzen auf andere Art und Weise erhalten indem sie in eine andere "Sparte" gingen. Der Therapie- und Assistenzgebrauchshund hat sehr viel an Bedeutung gewonnen.
Wie sieht es nun speziell bei den Nihon Ken aus?
Wir wissen, dass alle Nihon Ken als Jagdhunde gezüchtet wurden. Diese sind aber mit unseren heutigen Showlinien teilweise nicht mehr zu vergleichen. Züchtet man nur auf Leistung, ist das Aussehen zweitrangig. Dementsprechend weisen viele Nihon Ken andere Schwänze, Farben und Zeichnungen auf. Auch die Qualität ihres Fells ist eine andere. Die Haltung ist eine andere. Sie haben andere Charaktere.
Sicherlich gibt es auch noch Arbeitslinien wie auch in anderen Rassen. Ihre Wichtigkeit ist aktuell aber sehr gering in der Zucht. Nichts desto trotz kann man alle Nihon Ken in diversen Sportarten führen. Sei es Canicross, Agility, Schutzhundesport, Jagd, Therapie u . v. m.
Man sollte bedenken, dass diese urtypischen Rassen teilweise noch sehr stark triebig sind. Entsprechend sollte man dies auch bei der Erziehung beachten.
Nihon Ken zählen zu den Stöberhunden. Diese zeichnen sich durch wunderbare Nasen aus. Eine Eignung die man hervorragend nutzen kann zum auslasten. Für einen Nihon Ken gibt es nichts schöneres als Nasenarbeit wie Spurensuche o. Ä.
Was können wir nun direkt zu den Nihon Ken als Jagdhund sagen?
Unser Wissen beläuft sich wie folgt...
Der Shiba hat immer noch Drive auf vorallem Kleinwild/Kleinstsäuger und Vögel. Sie werden teilweise als Jagdhunde geführt. Wir denken aber, dass diese Hunde keine Eignungsprüfung haben und mehr in den "privaten" Bereich fallen.
Der Akita hat immer noch einen sehr ausgeprägten Wach- und Schutztrieb. Sie sind so furchtlos, dass sie nicht einmal die Konfrontation mit einem Bären scheuen, wofür sie früher gezüchtet wurden. Dies belegte ein Video aus den USA.
Der Kai Ken hat einige gute Apportieranlagen. Er wird in seinem Heimatland viel als Therapie- und Rettungshund eingesetzt.
Der Hokkaido hat auch Jagdpassion wird aber genauso wenig als Arbeitslinie gezüchtet wie seine vorgenannten Kollegen. In Europa gibt es 1 jagdlich geführten Hokkaido, welcher auch eine Jagdprüfung mit Erfolg abgelegt hat.
Der Shikoku hat viel Interesse und Drive auf Kleintiere sowie Schalenwild und Raubwild. Aktuell wird er wieder vermehrt mit Jagdgebrauch gezüchtet (Japan - Erhalt und Schutz des Denkmales). Einen Shikoku mit Jagdgebrauchsprüfung gibt es aktuell nicht. Die Nutzung und Eignung erfolgt frei oder in Gattern.
Der Kishu hat von allen Nihon Ken noch die meiste Arbeitslinie und entsprechend den höchsten Drive. Selbst wenn einige Vorfahren nicht jagten ist dies nicht essentiell ausschlaggebend für die Eignung/Drive. Im Gegenteil, er hat starke triebige Wurzeln und ist die am stärksten vertretene Jagdrasse in Japan. Der Kishu hat auch Vertreter in Europa, welche mit Erfolg eine Jagdeignungsprüfung abgelegt haben und jagen.
Vermehrt werden Nihon Ken in Japan wieder an Wild herangeführt. Der Erhalt und der Schutz des Denkmales setzen dies mit voraus. Teilweise werden Zuchtschauen wieder mit Wildkonfrontationen durchgeführt. So werden bspw. Hokkaido an Bären (im Käfig aus Schutz) herangeführt oder Shikoku an Wildschweinen geprüft.
Nun müssen wir etwas ausholen um die Nutzung und Eignung als Jagdhund, speziell in Deutschland, zu erklären. Der große Dachverband für Jagdhunde ist der JGHV e. V. - Jagdgebrauchshundverband und wurde 1899 gegründet. Dieser teilt sich nochmal je Bundesland. Dort muss ein Jagdhund seine Prüfungen ablegen um offiziell jagen zu dürfen!
Die einzige nordische Rasse ist aktuell der Laika der zu den 103 anerkannten Rassen des JGHV zählt. Somit kann keiner der Nihon Ken oder z. B. ein Elchhund legal in Deutschland jagen. Man sollte noch erwähnen, dass es auch unterschiedliche Jagdpraktiken/Jagdfächer gibt wodurch sich eine Eignung erschwerlicher zeigen kann.
Der DNCH e. V. bietet für alle seine angehörenden Rassen eine Brauchbarkeitsprüfung an. Ob und in welchen Umfang diese im jeweiligen Landesverband des JGHV akzeptiert wird kann ich in diesem Moment nicht sagen. Fest steht, dass es in Sachen Schadensfall und Versicherungsschutz Probleme geben kann. Für jedes Fach muss eine erfolgreiche Prüfung nachgewiesen werden. Ohne dieses "Zeugnis" darf ein Hund nicht jagen.
Zugangsvorraussetzung an den Prüfungen ist eine anerkannte Ahnentafel!
Jagdhunde bekommen meist eine gesonderte Ahnentafel. Sind die Zuchtverbände am JGHV angeschloßen dürfen die Ahnentafeln den sogenannten "Sperlingshund" (Grafik oben) tragen. Dieser ist das Qualitäts- und Gütesiegel von Jagdgebrauchshunden.
Eine Neuerung ist die Phänotypisierung. Ein zweischneidiges Schwert. Hier werden Hunde, vorrangig Mischlinge, anhand des Aussehens einer Rasse zugesprochen und dürfen entsprechend an den Prüfungen selbst ohne Papiere teilnehmen. Man nehme jetzt einen Shikoku mit Papieren, welcher als Laika phänotypisert wird. Er wird also als Mischling bzw. Laika deklariert um eine Prüfung abzulegen was er ja aber nicht ist. Nicht wirklich Sinn und Zweck der Sache...
Einige wenige Bundesländer haben jetzt auch die Zugänge zu Prüfungen komplett und uneingeschränkt geöffnet!
Bild von Akashima Kennel - Katja Weber